Das Jahresrad
„Feste feiern wie sie fallen“
Um den Jahreskreis zu feiern, Bedarf es keiner eigentlichen Religion, Selbst als überzeugter Atheist und Naturwissenschaftler sind die astronomischen Besonderheiten und deren Auswirkungen auf die uns umgebende Natur und auch den Menschen selbst offensichtlich. Die Geschichte dieser Feste ist so alt wie der Glaube der Menschen selbst. Archäologen gehen heute davon aus, dass die erste Frage nach dem Warum aller Dinge noch unartikuliert war, da unsere Vorfahren zu diesem Zeitpunkt noch nicht über Sprache verfügten. Daher ist die Natur, die die Entität hinter der Muttergöttin verkörpert, namenlos. Unsere Ahnen lebten noch als Teil der Natur und fühlten sehr viel mehr als die Menschen von heute. Und sie beobachteten alles um sich herum, weil es ihr Leben ausmachte, die Gesetze der Natur zu kennen und zu begreifen. Die Schamanen der Steinzeit waren nicht nur die religiösen Führer ihrer kleinen Gruppen, sondern auch die ersten Wissenschaftler. Sie waren Astronomen, Meteorologen, Botaniker, Zoologen, Geologen, Mediziner, Psychologen, Soziologen, Ökologen und noch sehr vieles mehr. Auch wenn viele es heute leugnen, liegt der Ursprung der Wissenschaft ebenso in den Händen der ersten Schamanen wie die Religion. Wie auch heute noch die Wissenschaft sich nicht vom Glauben trennen lässt. Denn es beginnt immer mit einer Theorie, an die ein Wissenschaftler glaubt bevor er sie zu beweisen versucht. Und wenn er den Beweis erbracht hat, bedarf es doch trotz allem dem Glauben der Menschen, dies als wahr anzuerkennen. Die wenigsten Menschen haben je Quarks unter dem Elektronenmikroskop gesehen oder verstehen wirklich die Relativitätstheorie. Allerdings sind das nun keine lebenswichtigen Erkenntnisse für die Menschheit. Ganz im Gegenteil zum Wissen der ersten Schamanen. Zudem begriffen auch diese schon, dass es bestimmte Energien in allem gibt, die manchem Leben gaben und manches unbelebt ließen, die Dinge neu entstehen lassen und verändern konnten. Auch wenn sie nicht das Wechselspiel der Elektronen und Protonen in den Atomen kannten, wussten sie doch, dass diese Energie vorhanden ist und der Name der ersten Wissenschaft war die Magie. Mit dem aufkommen der Patriarchie in späteren Epochen der Menschheitsgeschichte wurden die hellen und dunklen Bereiche zunehmend polarisiert. Die dunkle weibliche erschaffende Magie der hellen männlichen verändernden Magie untergeordnet, ja sogar in böse und gut klassifiziert. Aber beide Seiten bilden genau das Gleichgewicht, das überall in der Natur zu finden ist und die Grundlage aller Existent darstellt. Man könnte auch nicht sagen, Teile der Chemie oder Physik wären gut oder böse. Es ist wie mit allem. Der Wille des Einzelnen entscheidet, ob er Dinge zum guten oder zum bösen nutzt werden. Man kann mit einem Messer ein Brot schmieren oder einen Menschen erstechen, mit Atomkraft viele Menschen mit Strom versorgen oder eine vernichtende Bombe daraus herstellen. Und ebenso kann man jede Art von Magie zum guten und bösen nutzen. Aber Magie funktioniert wie jede andre natürliche Kraft nach bestimmten Gesetzen. Je größer die Energie – je größer die Wirkung und auf jede Kraft folgt eine gleichgroße Gegenkraft. Das sollte man dabei niemals aus den Augen verlieren.
Als unsere Ahnen irgendwann Ostafrika verließen, nahmen sie all ihr Wissen und den damit verbundenen Glauben mit sich. Und wie alles, das plötzlich anderen Bedingungen ausgesetzt ist, veränderte sich auch der Glaube und bildete somit den Grundstein für all die verschiedenen Religionen, die es im Laufe der Zeit gab und noch bis heute gibt. Geschichten wurden gesponnen, um Dinge besser erklären zu können und erst mündlich und später auch schriftlich überliefert. Aber die allumfassenden Wahrheiten dahinter blieben in jeder Religion bis heute erhallten. Und dazu gehören eben auch die Feste des Jahreskreises. Sicher könnte man nun alle Riten und Geschichten aus aller Welt hier aufführen. Aber unsere Vorfahren sind vor mehreren Tausend Jahren hier angekommen und mit dieser Vegetation, dieser Tierwelt und diesem Klima verbunden. Und diese Umwelt hat von der Zeit an, als die ersten Menschen die Alpen überquerten, Einfluss auf unser Leben, unser Denken und auch unseren Glauben gehabt. Während z.B. südlich der Alpen die Sonne männlich und der Mond weiblich ist, ist es in Nordeuropa genau andersherum. Der Grund ist denkbar einfach. Im Süden ist die Sonne sehr heiß und kann sehr bedrohlich wirken, wenn man z.B. in der Wüste lebt. Die Nacht mit dem Mond hingegen bringt Abkühlung und Erfrischung. Im Norden hingegen ist die Nacht, vor allem die lange Polarnacht im Winter mit ihrer Kälte sehr lebensbedrohlich und gefährlich und es ist das Wiederkommen der Sonne, die wieder mildes Wetter und das Leben zurückbringt. Und eben wegen dieser Unterschiede beziehe ich mich hier im Großen und Ganzen auf die germanischen und keltischen Versionen der 8 Jahresfeste, da dies unsere kulturellen Wurzeln sind und das Brauchtum dieser Religionen bis heute weiterlebt.
Eure Sissy